Er kann weit mehr als nur die Verdauung regeln: Die Rede ist vom Darm. Der Dickdarm ist ein bis eineinhalb Meter lang, der Dünndarm misst bis zu sechs Meter. Seine Hauptaufgabe ist die Verdauung und Aufnahme verwertbarer Nährstoffe über die Schleimhaut, die Eindickung des nicht verdauten Darminhaltes durch Wasserentzug und die Regulierung des Flüssigkeitshaushaltes.
Er besitzt mehrere Millionen eng vernetzter Nervenzellen und ist von unzähligen Mikroorganismen wie Bakterien und Pilzen besiedelt, die für unsere Gesundheit unverzichtbar sind. Auch wenn es zunächst paradox klingt: Wenn das Mikrobiom des Darms, die sogenannte Darmflora, mit einer großen Anzahl verschiedener Bakterien besiedelt, ist das gut für das Allgemeinbefinden. Außerdem ist der Darm an der Produktion von Hormonen, Vitaminen und Botenstoffen beteiligt und wehrt Krankheitserreger ab. Doch Stresssituationen, Infektionen und Erkrankungen, aber auch eine einseitige Ernährung oder bestimmte Medikamente können die Darmflora aus dem Takt bringen. Blähungen, Durchfall, Verstopfung oder Mundgeruch sind mögliche erste Hinweise auf eine gestörte Zusammensetzung der Darmflora. Wie sich Probiotika, Präbiotika oder Synbiotika auf das Gleichgewicht auswirken und wie man mit natürlichen Helfern darmgesund ins Frühjahr starten kann, weiß die Apothekerkammer Niedersachsen.
Der Apothekerkammer Niedersachsen gehören rund 7.800 Mitglieder an. Der Apotheker ist ein fachlich unabhängiger Heilberufler. Der Gesetzgeber hat den selbstständigen Apothekern die sichere und flächendeckende Versorgung der Bevölkerung mit Arzneimitteln übertragen. Der Beruf erfordert ein vierjähriges Pharmaziestudium an einer Universität und ein praktisches Jahr. Dabei erwirbt der Studierende Kenntnisse in pharmazeutischer Chemie und Biologie, Technologie, Pharmakologie, Toxikologie und Klinische Pharmazie. Nach dem Staatsexamen erhält er eine Approbation. Nur mit dieser staatlichen Zulassung kann er eine öffentliche Apotheke führen. Als Spezialist für Gesundheit und Prävention berät der Apotheker seriös und unabhängig. Er begleitet den Patienten fachlich, unterstützt ihn menschlich und hilft ihm so, seine Therapie im Alltag umzusetzen.
Mikrobiom: Zusammensetzung positiv beeinflussen
Die Darmflora ist bei jedem Menschen zwar so individuell wie ein Fingerabdruck, die Darmbakterien lassen sich jedoch in vier Hauptgruppen einteilen. Firmicutes (Lactobazillen/Clostridien) und Actinobakterien (Bifidobakterien) wandeln vorhandene Stoffe in die für das zentrale Nervensystem wichtigen Botenstoffe Gamma-Aminobuttersäure (GABA) und Serotonin um. Die Bakteriengruppen Bacterioides (Prevotella) und Proteobakterien (Escherichia coli = E. coli) kommen ebenfalls im Darm gesunder Menschen vor, allerdings können manche Stämme eine Infektion auslösen – ob durch den Verzehr von Lebensmitteln, die mit E. coli-Bakterien besiedelt sind, oder das Trinken oder Verschlucken von damit verunreinigtem Wasser.Probiotika: Wie und wo sie wirken
Probiotika (Pro-bios = für das Leben) können die Besiedlung des Darms mit „guten“ Bakterien und Hefen fördern. Die lebenden Lactobazillen, Bifidobakterien oder Hefekulturen (Saccharomyces boulardii) sind in Lebensmitteln, in Nahrungsergänzungsmitteln oder in bestimmten Medikamenten enthalten. Wegen eines erhöhten Fungämierisikos sollten immunsupprimierte Patienten jedoch darauf verzichten. Probiotische Arzneimittel können zum Beispiel bei einem Reizdarmsyndrom, bei chronischen Darmentzündungen oder Allergien oder zur Stärkung des Immunsystems eingenommen werden. Eine Beratung vor der Einnahme in Eigenregie ist vor allem für immunsupprimierte oder schwerkranke Patienten essenziell. Für alle anderen gilt: Um überhaupt einen Effekt zu erzielen, muss die Menge der Probiotika groß genug sein, darf aber auch nicht zu hoch dosiert werden. Betroffene sollten sich am besten in ihrer Apotheke vor Ort zum passenden Präparat in der richtigen Dosierung beraten lassen. Zu Therapiebeginn können Blähungen oder veränderte Stuhlgänge auftreten, das pendelt sich jedoch wieder ein.Präbiotika: Wie und wo sie wirken
Die Darmflora ernährt sich von den nicht-lebenden Präbiotika. Das sind unverdauliche Ballaststoffe, die vom Mikrobiom verdaut bzw. aufgespalten zu kurzkettigen Fettsäuren umgewandelt werden. Präbiotisch wirken Di-, Oligo- und Polysaccharide, die, wie Inulin, hauptsächlich aus Pflanzen und deren Früchten gewonnen werden.
Sie sind gute Energielieferanten für die Darmzellen. Um die Darmflora positiv zu beeinflussen und dadurch das Immunsystem zum Beispiel nach den Wintermonaten zu stärken, können Präbiotika oder präbiotische Lebensmittel eingesetzt werden. So kann sich das Präbiotikum Inulin beispielsweise positiv auf Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes auswirken: Andere Kohlenhydrate, meist Di-, Oligo- und Polysaccharide, werden langsamer verdaut und gelangen entsprechend gebremst ins Blut. So lassen sich Blutzuckerwerte positiv beeinflussen. Synbiotika setzen sich aus Pro- und Präbiotika zusammen, sollen Vorteile vereinen und das Überleben und die Vermehrung der Probiotika unterstützen.Arzneimittel: Auswirkungen auf die Darmflora
Die Darmflora kann man sich wie ein komplexes Ökosystem vorstellen, das zum Beispiel auch durch bestimmte Arzneimittel beeinflusst wird. Starke Schmerzmittel wie Opioide, entwässernd wirkende Diuretika oder Antidepressiva können Verstopfungen nach sich ziehen. Durchfälle können in seltenen Fällen durch die Einnahme von Protonenpumpenhemmern oder Vitamin-C-haltigen Präparaten auftreten. Eine Antibiotika-Gabe hat sehr häufig Durchfälle im „Schlepptau“: Sie führen zu einer Veränderung der natürlichen Darmflora, sodass die Verdauung der Nahrungsbestandteile gestört ist. Andere Medikamente, die häufiger Durchfall auslösen, sind beispielsweise magnesiumhaltige Antacida oder Zytostatika. Die Zusammensetzung der Darmbesiedlung wird aber auch durch Arzneimittel zur Behandlung von Diabetes Typ 2 beeinflusst, als Folgen können Durchfall, Übelkeit und Erbrechen auftreten.Vor der Einnahme: beraten lassen
Zunächst sollte im Beratungsgespräch abgeklärt werden, warum Probiotika, Präbiotika oder Synbiotika eingenommen werden sollen. Bei chronischen Erkrankungen wie Colitis ulcerosa oder Morbus Crohn oder einer Stoffwechselerkrankung sollten sich Patienten vor der zusätzlichen Einnahme mit Probiotika oder Präbiotika mit dem behandelnden Arzt abstimmen. Werden bereits andere Medikamente eingenommen, berät die Apotheke vor Ort zu möglichen Wechselwirkungen. Nach einer kurzfristigen Antibiotika-Behandlung oder bei immer wiederkehrenden Erkältungskrankheiten können Probiotika gute Dienste leisten. Doch auch hier gilt: besser vor der Einnahme den Ratschlag des Arzneimittelexpertens einholen – das gilt vor allem für immunsupprimierte oder schwerkranke Patienten.Natürlich „pro Darm“ leben
Wie und was wir zu uns nehmen, hat Einfluss auf die Darmflora. Statt üppig, fett und hastig zu essen, sollten die Mahlzeiten regelmäßig und in kleinen Portionen eingenommen und gut gekaut werden. Ungesundes wie Fertigprodukte, zu viel Fleisch und Zucker, aber auch Stress sollte möglichst vermieden werden. Reichlich Ballaststoffe zu sich zu nehmen, trägt zu einer gesunden Darmflora bei und hilft, Darmträgheit zu vermeiden. Dazu sind jedoch weder "Präbiotika‟ noch zugesetzte Ballaststoffe erforderlich. „Gute“ Bakterien können durch ballaststoffreiche, präbiotische Lebensmittel wie Topinambur, Artischocken, Lauch, Chicorée, Zwiebeln, Knoblauch, Weizen, Roggen, (unreife) Bananen und gesäuerte Milchprodukte wie Joghurt oder Kefir gefördert werden. Allerdings gibt es auch Menschen, die sehr empfindlich auf diese Ernährung reagieren und nicht so viele Ballaststoffe vertragen – daher sollte man sich an die richtige Ballaststoffmenge herantasten. Gleichzeitig sollte immer auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr in Form von Wasser oder ungesüßten Teesorten mit Fenchel, Kümmel oder Pfefferminz geachtet werden – das tut nicht nur dem Darm gut.Der Apothekerkammer Niedersachsen gehören rund 7.800 Mitglieder an. Der Apotheker ist ein fachlich unabhängiger Heilberufler. Der Gesetzgeber hat den selbstständigen Apothekern die sichere und flächendeckende Versorgung der Bevölkerung mit Arzneimitteln übertragen. Der Beruf erfordert ein vierjähriges Pharmaziestudium an einer Universität und ein praktisches Jahr. Dabei erwirbt der Studierende Kenntnisse in pharmazeutischer Chemie und Biologie, Technologie, Pharmakologie, Toxikologie und Klinische Pharmazie. Nach dem Staatsexamen erhält er eine Approbation. Nur mit dieser staatlichen Zulassung kann er eine öffentliche Apotheke führen. Als Spezialist für Gesundheit und Prävention berät der Apotheker seriös und unabhängig. Er begleitet den Patienten fachlich, unterstützt ihn menschlich und hilft ihm so, seine Therapie im Alltag umzusetzen.