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Gestresste Frauen werden seltener schwanger

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Gestresste Frauen werden seltener schwanger
Stress entwickelt sich zusehends zu einer Belastung für unsere Gesellschaft und die Menschen, die in ihr leben. Eine internationale Studie belegt nun sogar, dass Frauen unter Stress deutlich seltener schwanger werden. Informationen rund um den menschlichen Körper und die Gesundheit – erklärt von Prof. Dr. Curt Diehm.
Wahrscheinlich geht es Ihnen wie mir. Sie können den Spruch „Ach, ich habe soviel Stress“ schon nicht mehr hören. Stress ist zu einem Modebegriff verkommen und wird oftmals dazu benutzt, um sich selbst wichtig oder noch wichtiger zu machen. Dabei ist Stress ein durchaus ernst zu nehmendes Problem, das schwerwiegende Auswirkungen auf unsere Gesundheit haben kann.

Fast zwei Drittel der Deutschen sind gestresst

Seit 15 Jahren verzeichnen die Krankenkassen bei uns eine Zunahme stressbedingter Krankschreibungen. Von den gut 15 Fehltagen pro Kopf und Jahr entfallen 2,5 Tage auf psychische Beschwerden wie Depressionen, Angst- und Belastungsstörungen. Grund genug für die Techniker Krankenkasse, eine eigene Stressstudie aufzulegen. 2008, 2013 und zum letzten Mal 2016 wurde ein repräsentativer Querschnitt der deutschen Bevölkerung befragt. Die Resultate sind erschreckend: Mehr als 60 Prozent der Deutschen fühlen sich gestresst. Mit ständig gestiegener Tendenz. Knapp ein Viertel gibt sogar an, häufig gestresst zu sein – egal ob beruflich oder privat.

Gesundheitliche Auswirkungen sind umfassend

Dabei ist Stress an sich nicht schädlich. Ganz im Gegenteil. Stress sorgt dafür, dass wir in Notsituationen Höchstleistungen vollbringen können. Physisch und psychisch. Allerdings nur, wenn nach der Stress- auch eine Ruhephase folgt. Und genau die fehlt heute vielerorts.

Wenn aber Stress über einen längeren Zeitraum auftritt, schadet das unserem Körper. Die Immunkompetenz wird geschwächt und wir werden anfälliger für Infektionskrankheiten. Unsere Blutbahnen werden verstopft bis hin zu einem Gefäßverschluss in Herz, Lunge oder Gehirn. Auch Allergien treten unter Stress häufiger auf. Und schließlich neigen gestresste Mitmenschen zu übermäßigem Konsum von Tabak, Alkohol oder Tabletten, sie essen unregelmäßig und bewegen sich zu wenig – all das hat zusätzlich negative Auswirkungen auf die Gesundheit.

Stress und die Fruchtbarkeit

Eine Studie der Boston University hat erst vor kurzem außerdem nachgewiesen, dass psychischer Stress auch Auswirkungen auf die Fruchtbarkeit von Frauen im gebärfähigen Alter hat. Bei der Auswertung der Daten von fast 5.000 Amerikanerinnen konnte belegt werden, dass diejenigen mit einer hohen Stressbelastung deutlich seltener schwanger werden. Besonders betroffen waren dabei Frauen unter 35 Jahren. Dabei betonten die Forscher ausdrücklich, dass der gefundene Kausalzusammenhang zwischen höherem Stress und geringerer Empfängnis nur zu einem sehr kleinen Teil auf selteneren Geschlechtsverkehr oder Störungen bei der Periode zurückzuführen war.
Da bei der Untersuchung auch die Paarbeziehung einbezogen wurde, konnte außerdem nachgewiesen werden, dass Stress scheinbar keinen Einfluss auf die Zeugungsfähigkeit des Mannes hat.

Achten Sie auf erste Warnzeichen

Ob Sie nun schwanger werden oder einfach nicht krank werden wollen – achten Sie bitte unbedingt auf typische körperliche und psychische Symptome einer Stressbelastung.

Zu den ersten psychischen Anzeichen für eine Stressbelastung zählen unter anderem Schlafprobleme, Unwohlsein, Konzentrationsschwierigkeiten, Gereiztheit, Motivationsprobleme und Ängste.

Der Körper reagiert außerdem häufig mit Rücken-, Kopf- oder Bauchschmerzen, mit Müdigkeit, erhöhtem Blutdruck, Rastlosigkeit oder Sodbrennen auf Stress.

Sollten mehrerer dieser Anzeichen auf Sie zutreffen, gönnen Sie sich und ihrem Körper unbedingt eine Ruhephase – bevor es zum gefürchteten Burnout-Syndrom oder noch Schlimmeren kommt.

Hochaktuell ist auch die Tatsache, dass Stress in der Schwangerschaft das Epigenom verändert. Das heißt, dass sich Veränderungen der Qualität der Geneeinstellen, die im späteren Leben des Kindes Risikocharakter haben können für die Entwicklung von Depressionen, aber auch von Bluthochdruck, Herzkrankheiten und Diabetes.

Zur Person

Prof. Dr. med. Curt Diehm zählt zu den führenden Medizinern im Südwesten Deutschlands, er ist Autor zahlreicher Fach- und Patientenbücher und langjähriger Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gefäßmedizin. Seit Mitte 2014 leitet er als Ärztlicher Direktor die renommierte Max Grundig Klinik in Bühl. Alle Beiträge dieser Serie zum Nachlesen unter www.max-grundig-klinik.de.


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